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Rollstuhl statt Schulstuhl

Am Projekttag „Rollstuhltag“ konnten die Schülerinnen und Schüler der Ergotherapie- und Physiotherapieschule des bfz Augsburg die Innenstadt aus einem neuen Blickwinkel betrachten: Nämlich aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers und damit aus der Sicht eines ihrer zukünftigen Patienten. In Teams aus jeweils zwei Schülern, einer davon als Rollstuhlfahrer, der andere als Begleiter, verbrachten sie einen Tag in der Innenstadt von Augsburg, um zu erfahren, wie es sich als Rollstuhlfahrer, beziehungsweise als Begleiter anfühlt.

Ein ganz normaler Tag, nur eben im Rolli.

Eine Schülerin berichtet:

„Wir fahren mit der Straßenbahn in die Augsburger Innenstadt. Mein Klassenkamerad sitzt im Rollstuhl, ich neben ihm auf einem der Sitze. Wir versuchen am Rathausplatz auszusteigen, aber das ist schwieriger als gedacht. Also fahren wir weiter. Auch dort schaffe ich es nicht, die Stufe aus der Straßenbahn zu überwinden. Ein netter Mann eilt zur Hilfe und hebt ihn aus der Straßenbahn. Gerade noch mal Glück gehabt. Aber jetzt gucken alle…“

  • Wie fühlt es sich an, wenn alle schauen und man ungewollt Aufmerksamkeit erregt?
  • Wie reagiert man auf Mitleid?
  • Wie kann man stressfrei mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren?
  • Was tun, wenn plötzlich der Aufzug ausfällt und man nicht mehr ins Erdgeschoss kommt?
  • Wie soll man Geld abheben, wenn man die Geheimzahl aufgrund der Höhe des Automaten nicht abdecken kann?
  • Und was tun, wenn man im Supermarkt die Nudeln aus dem oberen Regal haben möchte, aber nicht hinkommt?

Mit all diesen Alltagssituationen wurden die Schülerinnen und Schüler konfrontiert. Für sie ist es wichtig, sich mit den Problematiken zu beschäftigten und auseinanderzusetzen, um sich umfassend auf ihren Beruf im Gesundheitswesen vorzubereiten. Denn wer weiß, wie sich ein motorisch eingeschränkter Mensch fühlt, kann sich in der Behandlung viel besser auf ihn einlassen und die richtige Hilfestellung leisten.

Das Fazit der Schülerinnen und Schüler:

Augsburg ist mit Sicherheit schon behindertengerechter geworden, doch an manchen Stellen noch nicht zu Ende gedacht. Steile Rampen mit Kopfsteinpflaster, Aufzüge mit sehr hohen Druckknöpfen und eine ausfahrbare Rampe in der an sich zu engen Straßenbahn sind nur ein paar Beispiele hierfür. Als schade empfanden sie auch, wenn anstelle des Rollstuhlfahrers immer nur der Begleiter angesprochen wurde.

Doch trotz aller Schwierigkeiten: Die Menschen in Augsburg haben sie als hilfsbereit erlebt. Und über eines waren sich alle am Ende des Tages einig: Respekt an alle Rollstuhlfahrer, die all diese Situationen täglich bewältigen!